Über 115 Jahre Tradition, Leidenschaft und sportlicher Erfolg
Im Frühjahr des Jahres 1910 fanden sich in Leipzig einige sportbegeisterte junge Männer zusammen, die von einer gemeinsamen Vision getrieben wurden. Sie wollten einen Ort schaffen, an dem Menschen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft Sport treiben und sich körperlich betätigen konnten. Damals war organisierter Vereinssport noch keine Selbstverständlichkeit, und gerade in den Arbeitervierteln fehlte es oft an Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten. Die Gründer der Sportvereinigung Leipzig erkannten diese Lücke und beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen. Mit bescheidenen Mitteln, aber umso größerem Enthusiasmus wurde der Verein ins Leben gerufen. Die ersten Treffen fanden in einem kleinen Hinterzimmer einer Gaststätte statt, wo man sich über Trainingszeiten, Übungsabläufe und organisatorische Fragen austauschte. Es war eine Zeit des Aufbruchs und der Begeisterung, in der jeder mit anpackte und seine Ideen einbringen konnte.
Die sportlichen Aktivitäten konzentrierten sich anfangs hauptsächlich auf Leichtathletik und Turnen. Diese Disziplinen erforderten keine aufwendigen Sportanlagen und konnten relativ einfach organisiert werden. Schon bald zeigte sich jedoch, dass das Interesse der Bevölkerung weit größer war als zunächst angenommen. Immer mehr Menschen wollten Teil dieser neuen Bewegung werden und sich sportlich betätigen. Die Mitgliederzahlen stiegen stetig, und bereits nach wenigen Monaten musste der Verein größere Räumlichkeiten suchen. Man fand schließlich ein kleines Gelände am Stadtrand, das zwar in keinem besonders guten Zustand war, aber Potenzial hatte. Mit vereinten Kräften wurde das Areal in Eigenarbeit hergerichtet. Wochenenden wurden geopfert, um Bahnen anzulegen, Geräte zu bauen und einen bescheidenen Sportplatz zu schaffen. Diese gemeinsamen Anstrengungen schweißten die Mitglieder zusammen und legten den Grundstein für den Gemeinschaftsgeist, der unseren Verein bis heute prägt.
Schon in den ersten Jahren nach der Gründung konnten unsere Sportler beachtliche Erfolge feiern. Bei regionalen Wettkämpfen in Leichtathletik und Turnen stellten Mitglieder der SV Leipzig 1910 ihr Können unter Beweis und errangen zahlreiche Medaillen. Diese Erfolge sorgten für Aufsehen und trugen dazu bei, dass der Verein immer bekannter wurde. Allerdings war diese Zeit nicht frei von Schwierigkeiten. Die finanziellen Mittel waren knapp, und oft musste improvisiert werden. Trainingsgeräte wurden selbst gebaut, Sportkleidung weitergegeben und Wettkampfreisen gemeinsam organisiert, wobei jeder nach seinen Möglichkeiten beitrug. Trotz dieser Herausforderungen oder vielleicht gerade deswegen entwickelte sich ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl. Man unterstützte sich gegenseitig, teilte Freud und Leid und feierte gemeinsam die sportlichen Triumphe.
Mit der wachsenden Mitgliederzahl entstand auch der Wunsch nach weiteren Sportangeboten. So wurden nach und nach neue Abteilungen gegründet. Fußball gehörte zu den ersten Erweiterungen und erfreute sich schnell großer Beliebtheit. Die Mannschaft trainierte zunächst auf einfachen Wiesen, doch durch den unermüdlichen Einsatz vieler Helfer konnte bald ein richtiger Fußballplatz angelegt werden. Auch Handball und später weitere Mannschaftssportarten fanden ihren Platz im Vereinsleben. Diese Vielfalt machte die SV Leipzig 1910 attraktiv für unterschiedlichste Interessengruppen und trug maßgeblich zum weiteren Wachstum bei. Parallel dazu wurde auch die Jugendarbeit intensiviert. Man erkannte früh, wie wichtig es ist, junge Menschen für den Sport zu begeistern und ihnen Werte wie Disziplin, Fairness und Teamgeist zu vermitteln. Spezielle Jugendgruppen wurden ins Leben gerufen, die von erfahrenen Übungsleitern betreut wurden.
Die beiden Weltkriege stellten den Verein vor existenzielle Herausforderungen. Während des Ersten Weltkriegs wurden viele junge Sportler eingezogen, und der Trainingsbetrieb kam nahezu zum Erliegen. Die Sportanlagen verfielen, da niemand mehr Zeit und Kraft für deren Pflege hatte. Nach Kriegsende musste praktisch von vorne begonnen werden. Doch der Zusammenhalt der verbliebenen Mitglieder war so stark, dass man sich nicht entmutigen ließ. Gemeinsam baute man das Vereinsleben wieder auf, renovierte die Anlagen und versuchte, an die Erfolge der Vorkriegszeit anzuknüpfen. Die zwanziger Jahre brachten dann eine gewisse Stabilisierung und erneutes Wachstum. Sportveranstaltungen wurden wieder regelmäßig durchgeführt, neue Mitglieder traten ein, und der Optimismus kehrte zurück.
Der Zweite Weltkrieg traf den Verein noch härter. Erneut wurden Mitglieder zum Kriegsdienst einberufen, und diesmal wurden auch die Sportanlagen durch Bombenangriffe beschädigt. In den letzten Kriegsjahren war an regulären Sportbetrieb nicht mehr zu denken. Die Nachkriegszeit brachte dann weitere Schwierigkeiten mit sich. In der sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR unterlagen Sportvereine strengen staatlichen Kontrollen. Die SV Leipzig 1910 musste sich den neuen politischen Gegebenheiten anpassen, ohne dabei ihre Identität vollständig zu verlieren. Das war ein schwieriger Balanceakt, bei dem es vor allem darum ging, den Sport und die Gemeinschaft zu bewahren. Trotz aller Widrigkeiten gelang es, den Verein durch diese turbulente Zeit zu führen. Ältere Mitglieder, die heute noch im Verein aktiv sind, erinnern sich an diese Jahre als eine Zeit, in der der Zusammenhalt besonders wichtig war und in der man sich gegenseitig Halt gab.
Die politische Wende im Jahr 1989 und die anschließende Wiedervereinigung Deutschlands brachten für die SV Leipzig 1910 sowohl neue Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Plötzlich eröffneten sich Möglichkeiten, die zuvor undenkbar gewesen waren. Man konnte endlich frei agieren, neue Partnerschaften eingehen und den Verein nach eigenen Vorstellungen weiterentwickeln. Gleichzeitig musste man sich in einem veränderten gesellschaftlichen Umfeld zurechtfinden und mit der Konkurrenz durch zahlreiche neue Sport- und Freizeitangebote umgehen. Der Vorstand entschied sich dafür, offensiv in die Zukunft zu blicken und Investitionen in die Infrastruktur zu tätigen. Alte Sportanlagen wurden grundlegend saniert, neue Geräte angeschafft und Trainingsmethoden modernisiert. Auch organisatorisch wurde der Verein neu aufgestellt. Eine professionellere Verwaltung wurde etabliert, und es gelang, öffentliche Fördergelder sowie Sponsoren zu gewinnen.
Besonders wichtig war es, wieder verstärkt junge Menschen für den Vereinssport zu begeistern. In den neunziger Jahren startete eine umfassende Jugendkampagne, die darauf abzielte, Kinder und Jugendliche aus verschiedenen sozialen Schichten anzusprechen. Kooperationen mit Schulen wurden aufgebaut, Schnuppertrainings angeboten und attraktive Freizeitangebote geschaffen. Diese Bemühungen zahlten sich aus. Die Mitgliederzahlen stiegen wieder deutlich an, und neue Abteilungen konnten gegründet werden. Auch sportlich ging es bergauf. Unsere Mannschaften und Einzelsportler erzielten beachtliche Erfolge auf regionaler und teils auch überregionaler Ebene. Der Verein etablierte sich als feste Größe in der Leipziger Sportlandschaft und genoss großes Ansehen. Heute, über drei Jahrzehnte nach der Wende, können wir stolz auf das Erreichte zurückblicken und gleichzeitig optimistisch in die Zukunft schauen.
Über all die Jahre hinweg haben sich bestimmte Traditionen und Werte herauskristallisiert, die das Wesen der SV Leipzig 1910 ausmachen. An erster Stelle steht dabei der Gemeinschaftsgedanke. Unser Verein war nie nur ein Ort, an dem Sport getrieben wird. Er war und ist ein sozialer Treffpunkt, an dem Freundschaften entstehen, Generationen aufeinandertreffen und Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen. Dieser integrative Charakter wird von allen Mitgliedern geschätzt und aktiv gelebt. Egal ob beim Training, bei Wettkämpfen oder geselligen Zusammenkünften – stets herrscht eine offene und herzliche Atmosphäre. Auch die Tradition des ehrenamtlichen Engagements spielt eine zentrale Rolle. Ohne die vielen Helferinnen und Helfer, die ihre Freizeit für den Verein opfern, wäre vieles nicht möglich. Sei es als Trainer, Schiedsrichter, Platzwart oder in der Vereinsverwaltung – überall packen Menschen mit an und tragen so zum Erfolg bei.
Ein weiterer wichtiger Wert ist die Fairness. Wir legen großen Wert darauf, dass sportliche Wettkämpfe im Geiste des Fair Play ausgetragen werden. Siege sind schön, aber sie dürfen niemals auf Kosten von Anstand und Respekt errungen werden. Diese Haltung vermitteln wir auch unseren Nachwuchssportlern von klein auf. Hinzu kommt die Wertschätzung unserer Geschichte. Wir sind uns bewusst, dass wir auf den Schultern vieler Generationen stehen, die den Verein mit Hingabe aufgebaut und gepflegt haben. Aus diesem Grund pflegen wir ein Vereinsarchiv, in dem historische Dokumente, Fotos und Erinnerungsstücke aufbewahrt werden. Regelmäßig finden Veranstaltungen statt, bei denen ältere Mitglieder von früher erzählen und ihre Erfahrungen mit den Jüngeren teilen. Diese Verbindung zwischen Alt und Jung ist uns sehr wichtig und trägt zur Identität des Vereins bei.
Die SV Leipzig 1910 blickt optimistisch in die Zukunft. Nach über 115 Jahren Vereinsgeschichte haben wir gelernt, uns immer wieder neuen Gegebenheiten anzupassen, ohne dabei unsere Grundwerte aus den Augen zu verlieren. Die kommenden Jahre werden sicherlich weitere Herausforderungen mit sich bringen. Der demographische Wandel, veränderte Freizeitgewohnheiten und die zunehmende Digitalisierung stellen auch Sportvereine vor neue Aufgaben. Doch wir sind zuversichtlich, dass wir diese meistern werden. Bereits jetzt arbeiten wir daran, unser Angebot zeitgemäß weiterzuentwickeln. Dazu gehören flexible Trainingszeiten, moderne Kommunikationswege über soziale Medien und digitale Mitgliederverwaltung. Gleichzeitig wollen wir aber nicht vergessen, was uns stark gemacht hat – nämlich das persönliche Miteinander und die echte Gemeinschaft.
Auch baulich haben wir noch einiges vor. Geplant sind weitere Sanierungsmaßnahmen an unseren Sportanlagen sowie der Bau einer neuen Mehrzweckhalle, die noch mehr Möglichkeiten für verschiedene Sportarten bieten soll. Für solche Projekte sind wir auf die Unterstützung unserer Mitglieder, Sponsoren und der öffentlichen Hand angewiesen. Doch wir sind zuversichtlich, dass wir auch diese Vorhaben realisieren können. Darüber hinaus möchten wir unser gesellschaftliches Engagement weiter ausbauen. Kooperationen mit Schulen, Kindergärten und sozialen Einrichtungen sollen intensiviert werden, um noch mehr Menschen den Zugang zum Sport zu ermöglichen. Besonders am Herzen liegt uns dabei die Inklusion von Menschen mit Behinderungen sowie die Integration von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund. Sport verbindet – diese Überzeugung leitet uns auch in Zukunft. Wir laden Sie herzlich ein, Teil dieser spannenden Reise zu werden und gemeinsam mit uns die nächsten Kapitel der Vereinsgeschichte zu schreiben. Weitere Informationen zu unseren Abteilungen und zur Mitgliedschaft finden Sie auf den entsprechenden Seiten.
| Jahr | Ereignis |
|---|---|
| 1910 | Gründung der Sportvereinigung Leipzig 1910 e.V. durch sportbegeisterte Bürger |
| 1912 | Erste offizielle Teilnahme an regionalen Leichtathletikmeisterschaften |
| 1920 | Gründung der Fußballabteilung und Anlage des ersten vereinseigenen Sportplatzes |
| 1925 | Einweihung des ersten Vereinsheims nach jahrelangen Spendenkampagnen |
| 1945 | Wiederaufbau nach Kriegsende - Neuorganisation des Vereinslebens |
| 1952 | Gründung weiterer Abteilungen: Handball, Volleyball und Tischtennis |
| 1968 | Erreichen der Bezirksliga im Fußball - größter sportlicher Erfolg der Nachkriegszeit |
| 1985 | Feier des 75-jährigen Vereinsjubiläums mit großem Sportfest |
| 1990 | Neuausrichtung nach der Wiedervereinigung - Modernisierung der Strukturen |
| 1995 | Grundlegende Sanierung der Sportanlagen mit öffentlicher Förderung |
| 2000 | Einführung moderner Jugendförderungsprogramme und Kooperationen mit Schulen |
| 2010 | Großes Jubiläumsfest zum 100-jährigen Bestehen mit über 2.000 Gästen |
| 2015 | Eröffnung der modernisierten Leichtathletikanlage und neuer Umkleidekabinen |
| 2020 | Digitalisierung der Mitgliederverwaltung und Ausbau der Online-Präsenz |
| 2025 | 115-jähriges Jubiläum - Planung einer neuen Mehrzweckhalle |